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Albanien und die Herausforderungen der Migration

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Berichte Albanien

Die Route von Griechenland nach Albanien und Montenegro gilt als eine der zwei Ausweichrouten für Migrationsströme über den Balkan. Tatsächlich verzeichnete Albanien in den ersten sechs Monaten knapp 3.600 Migranten, bereits im April wurden die Zahlen des Vorjahres erreicht. Umgelegt auf den Tag, bedeutet das im Durchschnitt 20 Aufgriffe, eine an sich sehr geringe Zahl. Doch die Grenzpolizei zählt in Albanien inklusive Fremdenpolizei nur 2.500 Personen, während die Grenze mit Montenegro 170 Kilometer und die mit Griechenland 350 Kilometer lang ist. Albanien hat daher die EU um Hilfe bei Modernisierung und Verbesserung des Schutzes seiner Grenzen ersucht, denn Albanien hat nicht nur die Migration, sondern auch die Organisierte Kriminalität zu bekämpfen und die Sicherheit der Touristen zu gewährleisten, die dieses schöne Balkan-Land im Sommer immer stärker bevölkern; an der albanisch- griechischen Grenze unterwegs war unser Balkan-Korrespndent Christian Wehrschütz, hier sein Bericht:

Kakavia ist der wichtigste Grenzübergang von Albanien nach Griechenland. Der Übergang verfügt über eine Scanner für LkWs; hier es geht nicht nur um Migration, sondern auch um Drogenschmuggel nach Italien und Montenegro. Ansonsten reicht der Modernisierungsbedarf der Grenzpolizei von der Wärmebildkamera bis zum geländegängigen Fahrzeug. Die albanisch-griechische Grenze ist 350 Kilometer lang; beim Lokalaugenschein im Angelände von Kakavia trafen wir nur auf zwei Grenzpolizisten mit einem modernen Feldstecher aber einen schon recht betagten VW-Bus. Um das Fehlen von Mannstärke und Technik abzumildern, setzt Albanien auch auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit seinen Nachbarn, betont in Tirana die stellvertretende Innenministerin Rovena Voda:

„Wir haben dank der ausgezeichneten Zusammenarbeit mit Griechenland Zeitpläne und Protokolle vereinbart und den Grenzabschnitt in Zonen aufgeteilt, wo die albanische und wo die griechische Polizei patrouilliert. Dadurch versuchen wir unsere personelle Lücke zu handhaben, in dem wir mit der Grenzpolizei unserer Nachbarstaaten zusammenarbeiten. Das gilt auch für die Logistik etwa an der mazedonischen Grenze. Die mazedonische Polizei hat Wärmebildkameras und wir werden von den Mazedoniern informiert, wenn sie Bewegungen feststellen. Denn wir können nicht und um die Uhr an der Grenze patrouillieren, doch durch Informationsaustausch können wir die Schwachstellen an unserer Grünen Grenze handhaben."

Praktische Unterstützung leisten soll auch die EU-Grenzschutzagentur FRONTEX; ein entsprechendes Status-Abkommen werde das Parlament in Tirana im September oder Oktober ratifizieren, sagt Rovena Voda:

"Offiziere von FRONTEX werden nicht nur beratend und beobachtend tätig sein, sondern auch ein vollziehendes Mandat an den albanischen Grenzen haben. Das betrifft die Handhabe potentieller großer Migrationsströme, Menschenschmuggel oder Menschenhandel aber auch Terrorismus."  

Warum ist Albanien gegen ein Zentrum, in dem Asylwerber für die gesamte EU stationiert werden können? Rovena Voda:

"Wir sind ein kleines Land mit kleinen menschlichen Ressourcen und kleiner Logistik. Daher ist es für uns bereits nicht leicht, die aktuelle Lage zu beherrschen; wie sollten wir dann große Lager verwalten und sicher können. Hinzu kommt, dass Albanien selbst Probleme mit illegaler Migration hat, denn die EU war sogar besorgt über unsere Asylwerber aus Albanien. Ein weiterer Grund für unsere klare Ablehnung ist, dass die EU keine klare Strategie hat, wie mit Migration umzugehen ist."

Teilweise belegt ist das Asylzentrum in Tirana, doch in Albanien bleiben will nur eine verschwindend geringe Minderheit. Die temporären Aufnahmezentren an der Grenze waren beim Lokalaugenschein praktisch leer. Etwa 400 Flüchtlinge und Migranten kann Albanien derzeit unterbringen; das reicht für die derzeitige Lage völlig aus. Guter Wille und Bemühungen sind wirklich merkbar, doch massive Migrationsströme werden die Behörden in Albanien allein nicht bewältigen können.

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