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Österreichische Lehrer in Nordalbanien

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Der Norden Albaniens zählt zu den Entwicklungsschwerpunkten Österreichs am Balkan. Das zeigt sich nicht nur an der massiven wirtschaftlichen Präsenz, sondern an einer HTL, die seit vier Jahren in der Stadt Shkodra besteht. Finanziert vor allem von Unterrichtsministerium arbeiten an dieser HTL 15 Lehrer aus Österreich. 70 Prozent der Fächer werden in Deutsch unterrichtet; hinzu kommen noch Englisch und Albanisch, weil die Schüler schließlich eine Matura erwerben, die in Österreich und Albanien anerkannt wird. Unser Balkan- Korrespondent Christian Wehrschütz hat die Schule besucht und im folgenden Beitrag ein Bild vom Unterricht aber auch vom Leben in Nordalbanien gezeichnet:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Nordalbanien

Insert1: 0’31 Alma Deja, 16 Jahre

Insert2: 1’12 Gerlinde Tagini, Schuldirektorin

Insert3: 1’54 Gerlinde Tagini, Schuldirektorin

Insert4: 2’27 Manfred Tagini, Deutschlehrer

Gesamtlänge: 3’00

Mit Hunderttausend Einwohnern ist Shkodra das Zentrum Nordalbaniens. Am Skutarisee im Grenzgebiet zu Montenegro gelegen verfügt die Stadt über die einzige moderne Berufsschule Albaniens - die österreichische HTL für Informationstechnologie. Gelehrt werden auch Elektrotechnik und Softwareentwicklung:

Von den 160 Schülern sind eine Drittel Mädchen:

„Am meisten interessiert mich das Computerpraktikum; da können wir die Fehler in einem Computer finden, und das können wir am besten in diesem Fach lernen.“

Doch auch wegen der guten Sprachausbildung ist die Schule populär, wobei Deutsch von Grund auf gelehrt wird:

Ein Drittel der Schüler bekommt ein Stipendium, denn das Schulgeld von 70 Euro pro Monat ist für viele Familien eine große Bürde. Während Manfred Tagini unterrichtet, leitet seine Frau Gerlinde die Schule. Als Direktorin hat sie auch der besonderen Mentalität der Albaner Rechnung zu tragen:

„Zum Beispiel ist Durchfallen ein großes Problem, weil da verliert die Familie ja ihr Gesicht; genauso wenn es zu Konflikten zwischen Schülern kommt, ist es so, dass die Eltern oder andere Verwandte in die Schule kommen, und das muss dann alles ausdiskutiert, befriedet werden.“

Die Taginis sind fast neun Jahre in Albanien. Verständigungsprobleme gibt es keine, weil ausreichend Albanisch-Kenntnisse vorhanden sind. Gelernt haben die Taginis auch, mit der patriarchalischen Denkweise auf pragmatische Weise umzugehen:

„Es ist natürlich schon so, dass wir sehr oft gefragt werden, warum ich Direktorin bin und mein Mann nicht Direktor ist; und ich helfe mir dann auch immer mit einer sehr traditionellen Antwort und sage: „Ich bin die Direktorin in der Schule und mein Mann ist der Direktor zu Hause.“

Zu Hause versucht man, es sich so gemütlich wie möglich zu machen. Die meisten Häuser sind nicht gedämmt; daher sind auch das einzige Kino und Theater der Stadt im Winter geschlossen. Trotzdem sind die Fortschritte in Albanien unübersehbar:

„Vor acht, neun Jahren, es hat keinen Bankomaten gegeben, es hat kaum Überweisungen gegeben; es ist also alles chash gezahlt worden; da hat sich schon sehr viel getan.“

Viel länger dauert die Modernisierung der Mentalität. Daher versucht die HTL auch ein Verständnis für Umweltschutz zu vermittelt, und ALU-Dosen werden an der Schule nun gesammelt. Auch in dieser Hinsicht ist die HTL eine Insel; denn in Shkodra haben zaghafte Versuche einer Mülltrennung bestenfalls gerade erst begonnen.

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